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„Bitte beehren Sie uns nie wieder…“ Die Geschichte einer Urban Legend

Es sind immer „gute Bekannte“, „absolut verlässliche Leute“, „Freunde von Freunden“, oder andere Gewährsmänner oder –Frauen, denen jeder vertrauen würde. Sie erzählen, wie sie – nicht Böses ahnend – beim Bezahlen eines fürstlichen Mahls in einem feinen Restaurant eines weithin bekannten Kochs einen dezenten schriftlichen Hinweis erhalten. „Bitte beehren Sie uns nie wieder“ steht da. Angeblich, weil der eine beim Partner vom Teller genascht habe. Ein vermeintlich unverzeihlicher Fehler in der feinen Gesellschaft der Gourmets. Eine wahre Geschichte?

Uns, die wir mit dieser Seite den unbeschwerten Genuss in den besten Restaurants fördern wollen, ist vollkommen klar: es handelt sich bei dieser Geschichte um eine urbane Legende. Sie taucht immer wieder auf, meist im Zusammenhang mit Restaurants, die wegen der Medienpräsenz ihrer Küchenchefs oder ihrer besonderen Leistung im Rampenlicht stehen.

Auf dieser Seite wollen wir – nach und nach – die Herkunft dieses Gerüchts dokumentieren, den Umgang der Restaurants und Küchenchefs damit offen darstellen. Unser Ziel: wir wollen für jeden, der ein Top-Restaurant besuchen will und fürchtet, wegen eines kleinen Fauxpas mit Lokalverbot bestraft zu werden, unwiderlegbar deutlich machen, dass diese Geschichte frei erfunden ist.

Dazu sind wir auf die Mithilfe aller User, Gäste, Köche und Servicekräfte angewiesen. Bitte senden Sie uns Hinweise, Links und Geschichten, in denen Sie mit diesem Gerücht zu tun hatten. Lassen Sie uns wissen, wenn ein Restaurant eine „Belohnung“ für die Vorlage einer solchen Rechnung ausgelobt hat. Und vielleicht schicken Sie uns ein Bild, wie sie in einem Restaurant vom Teller des Partners naschen.

Wir würden das alles hier – gern auch anonym, noch lieber natürlich mit Nennung von Namen – hier dokumentieren und somit den Gegenbeweis für dieses nicht tot zu kriegende Ärgernis der Spitzenküche ein für alle Mal aus der Welt schaffen.

Hier kommen Sie zur Diskussion in unserem Forum
Zahlreiche Köche mussten sich schon gegen diese Lügen-Gerüchte, "der Partner dürfe nicht vom Teller naschen, sonst würde man des Restaurants verwiesen" wehren. Wenn all diese Geschichten stimmen würden, wären viele Restaurants sicher sehr leer:
Im Januar 2007 schrieb Klaus Erfort im Newsletter an seine Gäste: 
... "Heute ist es jedoch an der Zeit ... uns auf die Suche nach einem ausdauernden Mythos der saarländischen Spitzengastronomie zu machen: Wir suchen das Original bzw. die Originale der sagenumwobenen Aufforderungen an unsere Gäste, von weiteren Besuchen im Gästehaus abzusehen. Besitzern eines solchen Appells - handschriftlich bzw. gedruckt - winkt gegen Vorlage derselben als Belohnung unser großes Menü inklusive Weinbegleitung für 4 Personen.

Im Juli 2009 setzt Johann Lafer eine Belohnung für die Vorlage der "Roten Karte" aus, das Geld hat er heute noch. Damals hieß es schon Dieter Müller und Heinz Winkler sowie die Baiersbronner Top-Restaurants hätten zuvor mit dem Gerücht zu kämpfen gehabt.

http://www.morgenweb.de/freizeit/essen-und-trinken/hausverbot-aus-der-geruchtekuche-1.361816

Im September 2010 wird Klaus Erfort (Gästehaus Erfort), Joachim Wissler (Vendome), Juan Amador (Amador) und Harald Wohlfart (Schwarzwaldstube) mit dem Gerücht in Verbindung gebracht. Letzterer "outet" sich, dass er selbst regelmäßig vom Teller seiner Frau nascht.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.sternerestaurants-das-naschen-vom-teller-des-nachbarn.5a081ee4-df27-4417-ad7d-a8bb3323ad91.html

Im Dezember 2010 schwadronieren einige unwissende User in einem Forum für junge Familien. Es braucht 19 Kommentare, bis Zweifel an der Geschichte angemeldet werden - vorher ist natürlich von den Benimm-Regeln in 5 (!) Sterne-Restaurants die Rede.

http://www.leben-und-erziehen.de/beitrag/ein-Essen-bei-Johann-Lafer/144693

Im Juli 2011 setzt Alfons Schuhbeck 5000 Euro Belohnung für die Vorlage der Roten Karte vor, das Geld kann man ich noch immer in München abholen...

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.5000-euro-belohnung-schuhbeck-kaempft-gegen-verleumdung.c8a54190-a44b-47bc-a806-7c28bb19466f.html

Schon im August 2011 hat Thomas Bühner eine Belohnung für die Vorlage einer entsprechenden "Beehren Sie uns nie wieder"-Rechnung ausgelobt.

http://feinkost.tagesspiegel.de/?p=655

In einem Blog der Nürnberger Zeitung vom Dezember 2011 bringt ein User mal wieder den Verdacht gehen Alfons Schuhbeck auf, die 5000 Euro hat er vermutlich nicht kassiert...

http://blog.nz-online.de/vipraum/2011/12/02/alfons-und-die-flachmanner/


Im April 2012 wendet sich jemand in einem langen Beitrag auf dessen Facebook-Seite an Alfons Schuhbeck. Nicht zum ersten Mal rückt er dort die Sache zurecht.

https://www.facebook.com/AlfonsSchuhbeck/posts/321553257916867

Im Juli 2012 dementiert der bekannte TV- & 2-Sterne-Koch Frank Rosin.

http://www.dorstenerzeitung.de/lokales/dorsten/Frank-Rosin-dementiert-Geruechte-um-sein-Restaurant;art914,1702081

Im Oktober 2012 muss Harald Wohlfahrt wieder mal dementieren (lassen).

http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/nachrichten-newsticker_artikel,-Keine-rote-Karte-fuer-Nascher-_arid,191614.html

Im Oktober 2013 startet Wolfgang Becker eine Rote-Karte-Gegenkampagne.

2-Sternekoch Wolfgang Becker wehrt sic

Im November 2013 geht 3-Sterne-Koch Thomas Bühner in die Offensive. http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/emsland/lavie107.html

Berthold Bühler aus der Essener Résidence warnt im Dezember 2013 davor, gegen das Gerücht öffentlichkeitswirksam vorzugehen, wie es jüngst Thomas Bühner getan hat, da es Trittbrettfahrer anlockt.
Die Redaktion der Restaurant-Ranglisten meint aber: unwissende Restaurantbesucher sind diejenigen, die Gefahr laufen, Trittbrettfahrern Glauben zu schenken. Nur so kann man die Ausbreitung des Gerüchts bekämpfen.

http://www.ahgz.de/archiv/kein-platzverweis,200012208733.html

Die Quelle dieses Gerüchts scheinen auch immer wieder Internetforen zu sein, die eigentlich nichts mit Essen zu tun haben. Manchmal ist es aber auch eine gedruckte Zeitung, wie hier der Soester Anzeiger, der in einer Kolumne meinte eine lustige Geschichte erzählen zu können. Wir finden das traurig. dass hier offensichtlich die Recherche komplett ausgefallen ist, denn sonst wäre klar geworden, das dieser Artikel nie hätte erscheinen dürfen.

http://www.soester-anzeiger.de/lokales/wickede/beehren-nicht-wieder-2295935.html

Hier hat immerhin unser Posting auf einen Beitrag in einem lokalen Internetforum einen "Stimmungsumschwung" zur Folge gehabt:

http://www.lokalkompass.de/essen-sued/leute/sterne-restaurant-d357263.html

Auch das Restaurant Kastell in der Burg Wernberg mit Küchenchef Thomas Kellermann ist gegen das regional verbreitete Rote-Karten-Gericht zu Felde gezogen und zwar mit einem Sonderangebot: zwei verschiedene Menüs für einen Tisch und der ausdrücklichen Aufforderung, gegenseitig zu probieren.

http://www.burg-wernberg.de/fileadmin/user_upload/pdf/presse/top_hotel_6_2011.pdf

Mai 2014 
Im Restaurant Lerbach gibt es tatsächlich ein Kärtchen, für Gäste die vom Teller des Nachbarn naschen - mit der Aufforderung bald wiederzukommen!

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=693672754027660&set=a.650955908299345.1073741828.467673226627615&type=1

 Juli 2014

Im Interview mit der Kölnischen Rundschau berichtet Maître Markus Klaas aus dem Restaurant Venôme von Joachim Wissler, dass er immer wieder mit dem Thema konfrontiert wird: "Wir haben immer mal wieder jemanden, der deswegen fragt und bekommen zum Teil sehr aggressiv geschriebene Mails, dass solch ein Verhalten nicht gehe und dass die Leute deswegen nicht kämen. Aber Fakt ist natürlich: Wenn Gäste bei uns etwas probieren wollen, dürfen sie es. Sie dürfen mit den Händen essen und den Teller abschlecken. Sie dürfen alles machen, was sie wollen. Es ist absolut locker. Und das ist überall in Deutschland so. Ich bezweifle sehr, dass es jemals solch einen Zettel bei der Rechnung gab."

Das Thema hat auch die Pro7-Sendung Galileo aufgegriffen und bei Harald Wohlfahrt die Urban Legend überprüft. Ergebnis: Fakenews. Zum Film

März 2015

Mehrere Restaurants versuchen in einer gemeinsamen, konzertierten Aktion dem Rote-Karte-Gerücht die rote Karte zu zeigen. Auch darüber wird natürlich berichtet.

Mai 2015

In einer Kolumne der Neuen Osnabrücker Zeitung wird das Gerücht mal wieder aufgegriffen, diesmal allerdings humoristisch. Der Autor verweist darauf, dass Gästen, die vom Teller einer bzw. eines anderen naschen noch viel schlimmere Strafen drohen und ein Lokalverbot nur eine "milde Strafe" sei. "Ich zumindest kenne einen, der einen kennt, der absolut zuverlässig Folgendes berichtet hat: In einem Sterne-Restaurant am Rhein wurde das junge Paar Mandy und Kevin P. aus D. einem grausamen Red-Wine-Boarding unterzogen, nachdem sie gegenseitig von ihren Tellerchen probiert hatten. " Zum Artikel

März 2016

Im Rahmen einer bundesweiten Aktion wehren sich namhafte Köche gegen das Rote-Karte-Gerücht, so die auch durchs Fernsehen bekannten Küchenchefs Frank Rosin, Björn Freitag und Nelson Müller Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet darüber.

November 2015

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die gute Reputation deutscher Spitzenköche in den Restaurantführern, was allerdings in Deutschland auf wenig Interesse stoße. In dem Zusammenhang kommt auch die Urban Legend zur Roten Karte zur Sprache. Thomas Bühner nimmt erneut Stellung. Er erklärt, es sei eine richtige Entscheidung gewesen, dass er zwei Jahre zuvor gegen das Gerücht vorgegangen war. Zum Artikel

April 2018

Im Genussmagazin Falstaff ist Moritz Freiherr von Knigge auf die Frage eingegangen, ob es ein Fauxpas sei, vom Teller des Nachbarn zu probieren. Hier ist anzumerken, dass es natürlich eine vollkommen andere Frage ist, ob es der guten Etikette entspricht, von einem anderen Teller eine Speise zu probieren, oder ob dies seitens des Restaurants sanktioniert wird. In dem Zusammenhang geht der Stil-Experte von Knigge auch auf die Historie der Urban Legend ein, die dort als populärstes Gerücht über die Spitzengastronomie bezeichnet wird. Er verweist auf das Beispiel eines Restaurants in Seattle, das bereits vor mehr als 50 Jahren eine Belohnung ausgelobt habe, sollte eine Rechnung mit dem Vermerk "Don't come back" präsentiert werden können. Und der Freiherr von Knigge ist sogar der Meinung, "Wer vom Teller des anderen probiert und probieren lässt, der lässt die Gemeinschaft und den Genuss hochleben. Gut so. Frei nach dem Motto des großen Lehrmeistes Jean Anthelme Brillat-Savarin: »Die Entdeckung eines neuen Gerichts ist für das Glück der Menschheit von größerem Nutzen als die eines neuen Gestirns.« Und wo ließe sich ein neues Gericht besser entdecken als auf dem Teller der anderen?" Also entspricht es - seiner Auffassung nach - sogar dem guten Stil, vom Teller des Partners oder der Partnerin zu probieren. Zum Artikel.

April 2022

Nachdem für einige Jahre dieses Gerücht kaum noch in Erscheinung getreten ist, greift es im Gastronomicus auf Facebook auf:

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Die Diskussion zeigt, wieder das alte Muster: Hörensagen, angebliche Verwandte und die üblichen Namen, die sich zum Teil schon vor mehr als zehn Jahren mit der Urban Legend herumschlagen mussten und die damals schon widerlegt war.

Oktober 2023

Auch Influencerin "Kauzi" stellt klar: die Rote Karte ist eine Urban Legend: https://www.schwaebische.de/regional/bodensee/friedrichshafen/diese-24-jaehrige-bekommt-einladungen-von-spitzenkoechen-1928627

"Please do not honour us again with your custom": The story of an urban legend

 

It is always ‘someone you know’, ‘someone really reliable’, ‘friends of friends’ or other some other well-informed people whom everyone would trust. They tell you the story of when – wholly unsuspectingly – they received a discreet note when they came to pay for a princely meal in a fine restaurant of a widely known chef. The text: ‘Please refrain from honouring us with your custom again.’ Supposedly because one of them pinched a nibble from the other’s plate. Reputedly an unforgivable lapse in the society of fine diners. A true story?

To those of us who would like to encourage the untroubled enjoyment in the best restaurants, as we do with this website, this is an obvious case of an urban legend. It keeps popping up, usually in connection with restaurants which are in the current limelight because of the presence of their chef in the media or because of their particular abilities.

On this page – peu à peu – we will try to document the origins of this rumour and the way restaurants and chefs cope with it. For all those who would like to visit a top restaurant but is worried that a small. faux pas will be punished with being banned from the place we aim is to irrefutably make clear that this rumour is wholly imaginary.  

To this end we are dependent on the input of all ours users, guests, chefs and hospitality staff. Please send us tips, links and stories in which you yourself have been a participant. Let us know if a restaurant has been offered an ‘award’ for presenting a ‘bill’ of this kind. And maybe you can send us a picture of you stealing a nibble from your partner’s plate.

 

We would document everything here – if so desired then anonymously, though preferably naming names – and thereby present counter evidence for this, for top chefs, annoyance, which seems to be impossible to stop and thereby get rid of it permanently.

Here you can join the discussion in our forum

Chef Wolfgang Becker (2 stars) strikes back

 

 

 

 

„Bitte beehren Sie uns nie wieder…“ Die Geschichte einer Urban Legend

Es sind immer „gute Bekannte“, „absolut verlässliche Leute“, „Freunde von Freunden“, oder andere Gewährsmänner oder –Frauen, denen jeder vertrauen würde. Sie erzählen, wie sie – nicht böses ahnend – beim Bezahlen eines fürstlichen Mahls in einem feinen Restaurants eines weithin bekannten Kochs einem dezenten schriftlichen Hinweis erhalten. „Bitte beehren Sie uns nie wieder“ steht da. Angeblich, weil der eine beim Partner des anderen vom Teller genascht habe. Ein vermeintlich unverzeihlicher Fehler in der feinen Gesellschaft der Gourmets. Eine wahre Geschichte?

Uns, die wir mit dieser Seite den unbeschwerten Genuss in den besten Restaurants fördern wollen, ist vollkommen klar: es handelt sich bei dieser Geschichte um eine urbane Legende. Sie taucht immer wieder auf, meist im Zusammenhang mit Restaurants, die wegen der Medienpräsenz ihrer Küchenchefs oder ihrer besonderen Leistung im Rampenlicht stehen.

Auf dieser Seite wollen wir – nach und nach – die Herkunft dieses Gerüchts dokumentieren, den Umgang der Restaurants und Küchenchefs damit offen darstellen. Unser Ziel: wir wollen für jeden, der ein Top-Restaurant besuchen will und fürchtet, wegen eines kleines Faux Pas mit Lokalverbot bestraft zu werden, unwiderlegbar deutlich machen, dass diese Geschichte frei erfunden ist.

Dazu sind wir auf die Mithilfe aller User, Gäste, Köche und Servicekräfte angewiesen. Bitte senden Sie uns Hinweise, Links und Geschichten, in denen Sie mit diesem Gerücht zu tun hatten. Lassen Sie uns wissen, wenn ein Restaurant eine „Belohnung“ für die Vorlage einer solchen Rechnung ausgelobt hat. Und vielleicht schicken Sie uns ein Bild, wie sie in einem Restaurant vom Teller des Partners naschen.

Wir würden das alles hier – gern auch anonym, noch lieber natürlich mit Nennung von Namen – hier dokumentieren und somit den Gegenbeweis für dieses nicht tot zu kriegende Ärgernis der Spitzenküche ein für alle Mal aus der Welt schaffen.


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2-Sternekoch Wolfgang Becker wehrt sich

 

 

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