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Steinheuer, Hans-Stefan: Unsere Wurzeln

Ein Kochbuch zum Generationenwechsel

Buchcover: Steinheuer: Unsere Wurzeln
Doppelseite: Steinheuer: Unsere Wurzeln
Doppelseite: Steinheuer: Unsere Wurzeln

Das Titelbild des Buches zeigt eine Mehre, etwas verwachsen ist sie und an ihr haften noch Krümel der Erde, aus der sie gerade gezogen worden zu sein scheint. Passend für den Titel des Buches „Unsere Wurzeln“. Wenn darüber nicht in dicken weißen Lettern der Name Steinheuer stünde, könnte dies auch das Cover eines Kochbuches sein, das Rezepte eines Berliner Hipster-Koches präsentiert. Ist einer der Klassiker der deutschen Spitzenküche, Hans Stefan Steinheuer jetzt Vertreter der puristischen Gemüseköche im Nova Regio-Stil geworden? Keineswegs. Denn in dünnen Lettern steht da noch das Ortsname Heppingen auf dem Titel. Das ist die Ortschaft, in der das Restaurant Alte Post von Hans Stefan Steinheuer und seiner Familie beheimatet ist. Es sind also Wurzeln im übertragenen Sinne gemeint, die familiären und die kulinarischen, in der es in dem Buch geht, nicht das Wurzelgemüse.

Hohe Messlatte

Das vorherige Kochbuch von Hans Stefan Steinheuer „Harmonie der Aromen“ widmete sich der Kombination von Speisen und Wein. Es ist inzwischen zehn Jahre alte, aber für ambitionierte Hobby-Köche eines der besten aus der Feder eines Spitzenkochs. Zahlreiche Gerichte lassen sich auch in der heimischen Küche gut adaptieren. Das legt eine hohe Messlatte für den Nutzwert des neuen Buches.

Hans Stefan Steinheuer ist in einer Zeit, in der selbst arrivierte Spitzenköche sich und ihre Arbeit in sozialen Netzwerken exponieren, einer der ruhigen Vertreter seiner Branche. Wenn er überhaupt mal die Trommel rührt, dann eher für seine Heimatregion, das Ahrtal. Regionenmarketing, ja das macht er, Personen-Marketing kaum. So ist es beeindruckend, dass die Familie Steinheuer die Publikation des Buches nutzt, um öffentlich bekannt(er) zu machen, was Besucher des Restaurants seit geraumer Zeit wissen: Inzwischen ist die nächste Generation voll im Betrieb integriert. Der Schwiegersohn Christian Binder leitet mit dem Senior die Küche und Désirée Steinheuer mit ihrer Mutter den Service. Dieser Übergang ist ganz offensichtlich fließend und leise gestaltet worden.

Kulinarisches Familienporträt

Am Anfang des Buches steht daher ein außergewöhnlich ausführliches Porträt des kulinarischen Wirkens der Familie Steinheuer, beim Hans Stefan Steinheuer natürlich im Mittelpunkt steht. Es ist immerhin zwölf Seiten stark und sehr lesenswert. Er macht die Liebe zur Ahr und zur Spitzenküche deutlich und erläutert im angenehmen Ton, wie der Generationenübergang auf Christian Binder und Desirée Steinheuer derzeit vonstatten geht.

Auf den folgenden rund 220 Seiten folgen Rezepte aus der Steinheuer/Binder-Küche, aufgeteilt in Amuse Gueules, Vorspeisen, vegetarische Gerichte, Fisch-, Zwischen und Hauptgänge, Käse- und Dessertrezepte. Im vorherigen Kochbuch waren die Gerichte noch nach Menüs sortiert, was das Handling bei der Auswahl eines für die heimische Küche geeigneten Rezepts eher schwer macht. Dafür sind Gerichte handwerklich deutlich komplexer. Dies zeigt, dass bei aller Pflege des klassischen Handwerks die Zeit in Steinheuers Restaurant nicht stehen geblieben ist. Was aber beide Bücher eint, ist die Klarheit und Präzision der Rezept-Texte.

Buchstabendurcheinander

Die Rezepte kleinerer Gerichte werden auf einer Doppelseite präsentiert – auf der einen Hälfte ein Foto, auf der anderen das Rezept. Für größere Gerichte sind sogar vier Seiten reserviert. Die erste Doppelseite zeigt wieder ein Foto des Gerichts und dessen Namen in Großbuchstaben aus gestanzt auf dem gleichen Foto. Diese Typographie ist nicht besonders gelungen. Der Name ist manchmal schwer lesbar, vor allem wenn der Teller hell ist oder auf hellem Untergrund steht wird dies mehr wie ein unleserliches Buchstaben-Durcheinander. Zum Zweiten ist unklar, warum das gleiche Foto auf zwei Seiten nebeneinander Verwendung findet. Auf der folgenden Doppelseite sind dann alle Rezepturen aufgeführt. Das fragwürdige Bild-Layout beiseite gelassen, sind die allermeisten Food-Fotographien klar und die Speisen heben sich gut von Teller und Vordergrund ab. Somit bleibt diese Gestaltung das einzige Manko an diesem ansonsten hochwertigen und inhaltlich gut gestalteten Kochbuch. Die meisten Rezepte scheinen neueren Datums zu sein, so sind die Rezepte aller Gerichte aus dem Gourmet-Club-Menü im November 2016 in dem Buch zu finden.

Das Kochbuch Steinheuer – Heppingen – Unsere Wurzeln ist aufgrund der sympathischen Art, mit wenig Tamtam einen Generationenwechsel einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, sehr gelungen. Es zeigt, dass die Küche eines der klassischeren deutschen Gourmetrestaurants mit der Zeit geht und gleichzeitig Traditionen gepflegt werden. In dem modernen Layout des Buches wirken die Gerichte keineswegs altbacken, sondern sehr zeitgemäß, obwohl es doch in diesem Buch auch um Traditionen geht. Der Generationswechsel im Restaurantbetrieb ist so gut und zukunftsgerichtet in einem Buch dokumentiert.

Eine Vorschau auf das Buch

 

Kochbücher für Gourmets

Mexiko – Das Kochbuch

Auf rund 700 (!) Seiten zeigt dieses Kochbuch die authentisch-mexikanische Küche unterteilt in elf Kapitel mit mehr als 600 Rezepten: Streetfood und Snacks, Salate und Vorspeisen, Eier, Suppen, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch, Gemüse, Saucen, Reis und Bohnen, Brot und Gebäck, Getränke und Desserts.

Koreanische Küche

Dieses ist aktuell das beste Kochbuch für koreanische Küche, die auch im Alltag machbar ist. Jina Jung zeigt mit klar beschriebenen Rezepten, wie koreanische Gerichte zuhause gelingen können. Mit überschaubaren Zutatenlisten und starken Aromen.

Japan vegetarisch – Das Kochbuch

Purismus, Ästhetik und Ruhe sind drei Merkmale, die dieses äußerst hochwertige Kochbuch auszeichnen. In ihm lernt man die japanische Küche von ihrer veganen und vegetarischen Seite kennen. Mit Rezepten, die die Qualität und den Geschmack der Zutaten in den Vordergrund stellen.

Steinheuers Restaurant

Zur Alten Post
Landskroner Str. 110 - Heppingen
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Chef: Christian Binder
Kapazität / Sitzplätze: 25
Mitarbeiter: 20
+49 (2641) 948610

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Gourmet-Club