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30 Jahre Jeunes Restaurateurs Deutschland

Eine Genuss-Gemeinschaft wird 30

30 Jahre, 3 Neue, 30.000 Euro

Mit einer großen Gala haben die Jeunes Restaurateurs (JRE) Deutschland ihr 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Beim Fest auf dem Heidelberger Schloss wurde mit einer Tombola wieder für die DKMS gesammelt. Der Spendentopf wuchs mit dieser Aktion auf 30.000 Euro an. Auf der Jahreshaupttagung, die am Vormittag stattfand, konnte die Vereinigung drei neue Mitglieder begrüßen. Andreas Widmann wurde zum neuen Vize-Präsidenten gewählt.

Die Gründung der Jeunes Restaurateurs in Deutschland erfolgte 1991 in Hamburg. Aus dem ehemals kleinen Verein wurde eine schlagkräftige Vereinigung mit professionellen Strukturen. Mittlerweile gehören den JRE in Deutschland 66 Mitglieder an. Auf der diesjährigen Jahrestagung konnten mit Tim Extra („Apicius“, Bad Zwischenahn), Joshua Leise („Mural“, München) und Maurizio Oster („Zeik“, Hamburg) drei Neue offiziell begrüßt werden. Die Mitglieder stimmten zudem den Aufnahmewünschen von Jason Grom („Burg“, Donaueschingen-Aasen) und Malte Kuhn („Hidden Kitchen“, Baden-Baden) zu.

Auch im Vorstand gab es Veränderungen: Alexander Dressel ist nach der Schließung des „Bayrischen Hauses“ in Potsdam ohne Betrieb und musste daher aus dem Vorstand ausscheiden. Er zeichnet jetzt aber für die Finanzen verantwortlich und bleibt den Jeunes Restaurateurs in dieser Funktion verbunden. Zu seinem Nachfolger als Vize-Präsident wurde Andreas Widmann („Ursprung“, Königbronn-Zang) gewählt. Neu in den Vorstand aufgenommen wurden Oliver Röder („Landlust Burg Flamersheim“, Euskirchen) und als kooptiertes Mitglied Markus Pape („Meisenheimer Hof“, Meisenheim). Auf der Haupttagung wurde zudem die Kooperation mit azubi:web vorgestellt. Zukünftig werden auf dieser Plattform Videos mit JRE-Köchen zu finden sein, mit denen Lehrinhalte anschaulich vermittelt werden sollen. „Damit starten wir unsere digitale Genuss-Akademie“, freut sich Präsident Alexander Huber, „auch nach 30 Jahren setzt unsere Vereinigung immer noch Maßstäbe“. Ein weiteres zentrales Thema war der internationale JRE-Kongress, der im September 2022 in Berlin stattfinden wird. Die Planungen für das Großereignis, zu dem 350 Teilnehmer*innen erwartet werden, sind in vollem Gange.

Bei der abendlichen Gala ging der Blick nochmal zurück: Alexander Huber dankte seinen Vorgängern im Amt des JRE-Präsidenten und überreichte den anwesenden Ehrenpräsidenten Rainer Wolter, Otto Fehrenbacher, Hans Stefan Steinheuer, Harald Rüssel und Alexander Dressel eine in Gold gerahmte Urkunde. Moderator Michael Sporer entlockte den Protagonisten in kurzen Gesprächen viel Wissenswertes über drei Jahrzehnte Jeunes Restaurateurs. Im Zentrum des Abends stand auch die Kulinarik: Hausherr Martin Scharff, Björn Swanson, Christian Fleischmann, Michael Ammon sowie die drei Auszubildenden Konstantin Schulze, Zanda Mierkalne und Lara Panero von der JRE Genuss-Akademie kochten das 5-Gänge-Jubiläumsmenü.

Begleitet wurden die Gänge von einem unterhaltsamen Programm, zu dem auch der Präsident von JRE Europa Daniel Lehmann beitrug: Er überreichte jedem Anwesenden eine Schürze, auf der ein Künstler das Konterfei der betreffenden Person gemalt hatte. In seiner kurzen Ansprache lobte Lehmann das Engagement und die besondere Bedeutung der deutschen Sektion für die internationale Vereinigung. Christian Ottenbacher, der bisher einzige deutsche Präsident auf europäischer Ebene, wurde von ihm als erster Ehrenpräsident in Europa ausgezeichnet. Zum Abschluss des Abends wurden die Hauptpreise der Tombola gezogen: Tim Extra und Maurizio Oster durften sich über eine Reise nach Frankreich zu Laurent Perrier freuen. Die richtige Losnummer bescherte Christian Binder eine Reise nach Parma, die von Parmigiano Reggiano organisiert wird.

Mit den Erlösen der Tombola wuchs der Spendentopf für die DKMS – die Jeunes Restaurateurs hatten bereits mit ihrem Heritage Dinner und im Rahmen der eat!Berlin für diese Organisation gesammelt – auf 29.500 Euro an. Alexander Huber überreichte den symbolischen Scheck an Maria Schmiing und Michael Lejan von der DKMS. Christian Ottenbacher ließ es sich nicht nehmen, den Betrag auf 30.000 Euro aufzurunden. „Unsere Gala hat einmal mehr gezeigt, welche besondere Energie in den Jeunes Restaurateurs steckt und wie freundschaftlich alle miteinander verbunden sind – egal ob sie heute Mitglied sind oder die Vereinigung mitgegründet haben“, freut sich JRE-Präsident Alexander Huber über den gelungenen Abschluss des Jubiläums.

Jeunes Restaurateurs feiern Jubiläum

Hummer, Filet Wellington und Pfirsich Melba - diese Klassiker bildeten den Rahmen für eine kulinarische Zeitreise der Jeunes Restaurateurs (JRE) zum Start ihres 30-jährigen Jubiläums. Alle Gerichte des „Heritage Dinners“ hätten auch im Gründungsjahr der Vereinigung 1991 auf der Karte stehen können. Mit einem kleinen Unterschied: Wurde damals in der Spitzenküche nahezu durchgehend klassisch gekocht, so hat heute jede Köchin, jeder Koch einen eigenen Stil, eine unverwechselbare Handschrift. Die Jeunes Restaurateurs machten mit ihrem Jubiläums-Menü an einem einzigen Tag die große Vielfalt der deutschen Spitzenküche deutlich. Die Veränderungen der letzten dreißig Jahre waren auf dem Teller zu sehen, in den Restaurants atmosphärisch zu spüren und mit dem Gaumen zu schmecken.

Das, was vor 30 Jahren kulinarisch top war und die Basis der Spitzenküche gebildet hat, kommt heute nur noch selten bis gar nicht auf die Karte. Köche, Ausbildung und Küchen haben sich verändert – vor allem und gerade in Deutschland. In den Restaurants ist mittlerweile eine große kulinarische Vielfalt und Bandbreite zu erleben. Einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Entwicklung haben die Jeunes Restaurateurs, die seit ihrer Gründung 1991 intensiv an der Weiterentwicklung der deutschen Küche mitgewirkt haben. Schon früh erkannte die Vereinigung die Bedeutung der regionalen Küche und der Verwendung nachhaltig hergestellter Lebensmittel. Beschleunigt wurde diese Entwicklung bei den JRE-Mitgliedern durch einen intensiven Austausch, der auch noch heute dazu beiträgt, dass die Köchinnen und Köche von dem Wissen und Können ihrer Kolleg*innen profitieren.

Drei Dekaden lebendiger Austausch

Mit dem JRE-Genusslabor haben die Jeunes Restaurateurs beispielsweise einen besonderen Workshop etabliert: In regelmäßigen Abständen werden Mitglieder eingeladen, um zu einem festgelegten Thema ein Gericht im kritischen Kollegenkreis zu präsentieren, das vorher noch nicht auf der Karte zu finden war. Als Gäste sind häufig renommierte Vertreter*innen der deutschen Spitzengastronomie und Erzeuger*innen hochwertiger Lebensmittel mit dabei. Das Ziel: Im kritischen Gespräch sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Impulse für ihre eigene Küche mit nach Hause nehmen. JRE-Präsident Alexander Huber: „Wir brauchen den Austausch untereinander mehr denn je. Die personelle Situation in den Betrieben, die Folgen der Pandemie und die Herausforderungen des Klimawandels können wir nur gemeinsam meistern.“

Um dieses Bewusstsein schon früh zu schärfen, investieren die Jeunes Restaurateurs viel Energie in die Verbesserung der Ausbildung. Um den Nachwuchs perfekt auf die Anforderungen der Spitzengastronomie vorzubereiten, gibt es seit vielen Jahren eine Zusatzausbildung für die besten Azubis der Mitgliedsbetriebe. Zunächst wurde die Eliteklasse der JRE im gastronomischen Bildungszentrum der IHK Koblenz etabliert, seit 2016 werden die Lehrinhalte in der JRE Genuss Akademie bei der Dehoga in Bad Überkingen vermittelt. Huber: „Das Versprechen „Von den Besten lernen“ lösen wir eindrucksvoll ein. Spitzenköche aus unserer Vereinigung übernehmen ausgewählte Unterrichtseinheiten, die Azubis lernen so aus erster Hand.“

Integriert in die Genuss Akademie sind auch die Partner der JRE, vor allem das JRE Genussnetz, in dem mehr als 60 Hersteller hochwertiger Lebensmittel zusammengeschlossen sind. In diesem Jahr hat es bei diesem mittlerweile selbstständigen Verein eine bedeutende Veränderung gegeben: Der Name wurde in JRE Origins geändert, die vorher deutsche Vereinigung wird international und arbeitet parallel zur europäischen Organisation der Jeunes Restaurateurs. Bei der Gründung 1991 haben an eine solche Entwicklung wohl nur wenige gedacht.

Die Ursprünge der JRE

Aber wie fing eigentlich alles an? Wie wurde aus dem kleinen Verein ein professioneller Verband? Der Name lässt es bereits vermuten: Der Ursprung der Jeunes Restaurateurs liegt in Frankreich – und zwar im Jahr 1974. Ende der 1980er Jahre gründete sich dann der internationale Dachverband Jeunes Restaurateurs d’Europe in Belgien, 1991 folgte die Gründung der deutschen Sektion unter Präsident Rainer Wolter im Restaurant La Mer in Hamburg. Mit dabei waren damals Otto Fehrenbacher, Michael Fell, Wolfgang Grobauer, Hartmut Leimeister, Peter Nöthel und Roy Petermann. „Früher kochte jeder sein eigenes Süppchen“, erinnert sich der Gründungspräsident, „wir wollten das ändern und einen gegenseitigen Austausch etablieren. Außerdem war unser Ziel, den jungen Köchinnen und Köchen eine Stimme zu geben und verkrustete Hierarchien aufzubrechen.“

Die richtige Struktur als Erfolgsrezept

Damit das im Alltag gelingen konnte, gaben sich die JRE Deutschland bereits in den Gründungsjahren die auch heute noch bestehende Struktur mit vier Regionen, die von Regionalsprecher*innen betreut werden. Unter Wolters Nachfolger Otto Fehrenbacher, der 1994 die Amtsgeschäfte übernahm, wurde die Vereinigung zusehends professioneller. Es folgten eine Reihe von Präsidenten mit klangvollen Namen. Hans Stefan Steinheuer, Alexander Herrmann, Harald Rüssel, Patrik Kimpel und Alexander Dressel – jeder setzte eigene Akzente und arbeitete an der Weiterentwicklung der Jeunes Restaurateurs in Deutschland.

Der Gemeinschaftsgedanke wächst

Auch 30 Jahre nach ihrer Gründung ist bei den JRE kein Stillstand eingekehrt – weder personell noch organisatorisch. Der derzeitige Präsident Alexander Huber war Ideengeber für das Genusslabor und das Genussnetz. Aktuell forciert er gemeinsam mit Vorstand und Mitgliedern das E-Learning für die Auszubildenden mit einem digitalen Angebot, das für die gesamte Branche zugänglich sein soll. Außerdem bereitet die deutsche Sektion den internationalen JRE Kongress vor, der alle zwei Jahre stattfindet und 2022 alle 350 Mitglieder der internationalen Vereinigung nach Berlin führen wird.

Doch zunächst steht noch das 30-jährige Jubiläum ganz oben auf der Prioritätenliste. Neben dem Heritage Dinner, einer eigenen Reihe im Rahmen der eat!Berlin findet auch eine große Jubiläums-Gala auf dem Heidelberger Schloss statt. Weil neben Kochkunst, Austausch und Ausbildung auch soziales Engagement in den Grundwerten der JRE verankert ist,  kommt das Jubiläum auch einem besonderen Zweck zugute. Ein Teil der Einnahmen geht an die DKMS, die in diesem Jahr ebenfalls seit 30 Jahren besteht.

Menschen durch Genuss glücklich machen

Anregung, Fortbildung, Freundschaft – Nachhaltige Qualitäten der JRE

1991 wurden die Jeunes Restaurateurs (JRE) in Deutschland gegründet.  In den 30 Jahren ihres Bestehens hat sich in der Branche, im kulinarischen Verständnis der deutschen Genießer und auch in der Vereinigung der jungen Spitzenköche sehr viel getan. Drei Generationen der Jeunes Restaurateurs äußern sich zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: die Sterneköche Harald Rüssel (56), Präsident der Vereinigung von 2000 bis 2006, JRE-Präsident Alexander Huber (42) und Joshua Leise (26), aktuell das jüngste Mitglied der Jeunes Restaurateurs

„30 Jahre JRE, ein stolzes Jubiläum. Hat sich der Verband im Kern geändert?“

Harald Rüssel: „30 Jahre sind eine lange Zeit. Selbst seit dem Ende meiner Präsidentschaft sind nun schon etliche Jahre ins Land gegangen. Und die Kulinarik entwickelt sich rasant weiter. Wenn man da einmal innehält und überlegt, wo wir vor 30 Jahren standen. Dieter Müller war – wenn man so möchte – von den Schweizer Stuben auf dem Weg ins Schloss Lerbach, wo er schließlich mit drei Sternen ausgezeichnet werden sollte. Eckart Witzigmann kochte in der Aubergine im Glanz von drei Sternen groß auf. Beide Köche stehen im besten Sinne für kulinarische Kaderschmieden, was ihre Gerichte und ihre Schüler betrifft.“

Und die JRE?

Harald Rüssel: „Unter meinen Vorgängern hat sich unser Verband sehr gut etabliert. Es war eine Gruppe hochmotivierter Köche, die sich gegenseitig und gemeinsam motivierten, ich denke, dieser Geist ist bis heute spürbar. Denn sowohl zu meiner Zeit als Präsident als auch gegenwärtig ist die kollegiale Freundschaft unter den Mitgliedern zu spüren. Man trifft sich gerne, man hilft sich. Auch gerade, wenn es mal nicht so rund läuft. Bei der Flutkatastrophe hat Hans Stefan Steinheuer im Ahrtal eine unglaubliche Leistung vollbracht. Viele von unseren Kollegen der JRE waren vor Ort, alle aber unter dem Radar, denn wir wollten ihm einfach helfen und nicht im Rampenlicht stehen. Das ist, wenn ich es heute recht betrachte, sicherlich auch eine besondere Eigenschaft, die unsere Vereinigung auszeichnet: Unterstützung ist selbstlos und selbstverständlich.“

Alexander Huber: „Ich kenne die Jeunes Restaurateurs seit meiner Zeit im Tantris Restaurant in München. 2012 bin ich dann als Mitglied aufgenommen worden. Der Verband zeichnet sich nach innen dadurch aus, dass hier Kolleginnen und Kollegen zusammen sind, die menschlich zusammenpassen, die ihren Beruf mit Leidenschaft nachgehen und Spaß am kollegialen Austausch haben. Durch die Etablierung unserer JRE Genusslabore haben wir zudem die Möglichkeit, auch andere Kollegen zum fachlichen Austausch einzuladen. Im Vordergrund steht aber immer, dass wir dabei alles unternehmen, um unsere Gäste zu begeistern.“

Joshua Leise: „Ich kann da nur ganz persönlich zu antworten: Für mich stand schon sehr früh fest, dass ich gerne Koch werden wollte. Durch ein Praktikum in der Sternegastronomie hier in München war für mich klar, wohin der Weg nach dem Abitur gehen sollte. Dabei hat mich das zusätzliche Ausbildungsangebot der JRE motiviert. Ich hatte dann das große Glück, in meiner Lehrzeit auf dem Söl´ring Hof dieses Angebot wahrnehmen zu können. So habe ich eine ganz andere Auseinandersetzung mit Lebensmitteln und mit dem Kochhandwerk im Betrieb und in der Zusatzausbildung gelernt. Hier habe ich von Menschen gelernt, die sich jeden Tag Gedanken machen, um kulinarische Ideen weiterzuentwickeln. Das hat mich begeistert.“

„Heute profitiere ich sehr von diesem Wissen!“

Welche Ziele konnten und können die JRE erreichen?

Joshua Leise: „Nun, ich denke, hier ist einiges auf die Beine gestellt worden. Ich bin überaus glücklich, dass ich eine sehr gute Ausbildung am gastronomischen Bildungszentrum in Koblenz genießen konnte. Hier habe ich neben den Eindrücken im Ausbildungsbetrieb jede Menge gelernt. Detlev Ueter hat uns neben seinen Kenntnissen zu Wildkräutern auch das Prinzip beigebracht, das ganze Tier zu verwerten. Nose to tail sagt sich manches Mal so leicht, aber es steckt eine Menge hinter diesem Prinzip, wenn man es im täglichen Restaurantbetrieb umsetzen möchte. Heute profitiere ich sehr von diesem Wissen. Daneben ist es für mich als junger Koch großartig, hier eine Vereinigung erleben zu können, in der der Austausch mit Kollegen sehr großgeschrieben wird. So kann man wechselseitig vom Wissen der Kollegen profitieren.“

Alexander Huber: „Durch unsere Zusammenarbeit konnten wir gezielt die Gourmetküche in Deutschland etablieren und regionale Produkte in den Fokus des Interesses rücken. Unser Netzwerk ist für engagierte Küche eine wichtige Anlaufstelle und natürlich sind wir stolz auf unsere Nachwuchsarbeit. Viele Azubis, die in unseren Küchen gelernt haben, sind zu Spitzenköchen avanciert und mit Sternen ausgezeichnet worden. Das spricht für sich. Aber natürlich richten sich unsere Überlegungen auch an junge Gäste: Die wollen wir von unserer lockeren Art der Gastlichkeit überzeugen. Durch eine Vielzahl spezieller Events können wir sie von gehobener Gastronomie begeistern. Das erfahren wir gerade jetzt, nach dem Lockdown. Viele Gäste freuen sich, endlich wieder zu uns kommen und schöne Abende erleben zu dürfen. Gastronomie ist wie Genuss ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens.“

Harald Rüssel: „Nun, ich denke, wir haben ein paar Dinge erreicht, auf die wir stolz sein können. Zunächst einmal sind wir als Vereinigung von engagierten Köchen in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden. Schon in frühen Jahren konnten wir zu offiziellen Anlässen als JRE kochen. Damit hat natürlich auch unsere Idee, den Fokus auf ausgezeichnete Produkte zu legen, enormen Aufwind bekommen. Schnell sind wir aber auch zu einem gemeinschaftlichen Kreis gewachsen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, talentierte Köche und Köchinnen zu fördern. Schaut man nun auf die Menschen, die bei einigen unserer Mitglieder Erfahrungen sammeln konnten, dann stellt man das fest. Da ist uns sehr gut gelungen.“

„Küche und Service müssen Hand in Hand gehen!“

Genuss beginnt aber nicht mit der Arbeit in der Küche?

Harald Rüssel: „Nein, Küche und Service müssen meiner Meinung nach Hand in Hand gehen. Ich habe immer Wert darauf gelegt den Service, aber auch die einzelnen Mitglieder im Team zu stärken. Denn die Leistung eines Restaurants basiert nicht nur in der Arbeit des Chefs und nicht allein auf den Leistungen der Küche, es ist immer das Gesamtpaket und da gilt es, sich nicht nur als Team zu verstehen, sondern auch jedes einzelne Teammitglied anzuerkennen. Ein modernes Restaurant sollte meiner Meinung nach von einem starken Demokratiegedanken geprägt sein. Wenn ich die Initiative meiner Mitarbeiter fördern möchte, dann muss ich ihnen auch die Möglichkeit bieten, sich aktiv einzubringen, mit ihren Ideen, denn nur in einem offenen Miteinander können wir uns alle gemeinsam weiterentwickeln. Und wenn ein junger Mitarbeiter eine gute Idee hat, dann schauen wir, wie wir diese Idee gemeinsam entwickeln um sie dann beispielsweise als neues Gericht auf die Karte zu bringen.“

Und in der praktischen Umsetzung?

 Das fängt aber schon bei ganz kleinen Dingen an. Wenn ein Mitarbeiter sagt, er habe keine Zeit zum gemeinsamen Personalessen, da er mit seiner Arbeit nicht fertig geworden ist, dann sollten ihm alle helfen, damit wir alle gemeinsam zusammen essen können. Und das bedeutet für mich: wie sitzen alle zusammen und verbringen Zeit zusammen. Denn nur so können wir uns in Ruhe austauschen, Spaß haben und Kräfte bündeln. Ich selbst habe einige Zeit bei Dieter Müller arbeiten dürfen und er war eines der leuchtenden Beispiele für mich, wie man mit motivierten Jungköchen umgeht, um sie zu fördern. Diese Wertschätzung, die ich hier erfahren habe, möchte ich an meine Mitarbeiter weitergeben.“

Alexander Huber: „Meiner Meinung nach beginnt Genuss nicht in der Küche, sondern schon lange vorher, bei unseren Produzenten. Jeder engagierte Koch arbeitet gerne mit leidenschaftlichen Lebensmittelproduzenten zusammen. Durch unser Netzwerk konnten wir uns untereinander austauschen und Empfehlungen abgeben. Der entscheidende Faktor aber war die Etablierung unserer Genusslabore. Hier konnten wir unsere Produzenten einladen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Produkte vorzustellen. Das war die Keimzelle für unser 2015 entstandenes JRE Genusswerk. Denn ausgezeichnete Lebensmittel wollen wir ja alle genießen. Da wir dabei immer darauf geachtet haben, dass unsere Ideen zusammenpassen, verfügen wir über langjährige Partner - das JRE-Genussnetz ist so kontinuierlich gewachsen. Jetzt wurde es Zeit, unserem Kind einen neuen Namen zu geben: Im Oktober haben wir auf der ChefSache die „JRE Origins“ aus der Taufe gehoben. Ich glaube durch unsere Partnerschaft auf Augenhöhe verfügen wir über ein großes Potential, um Menschen von unseren Ideen und Produkten zu begeistern.“

Joshua Leise: „Genau: Genuss beginnt bei guten Lebensmitteln und dem Wissen darüber. Genuss beginnt aber auch im Miteinander. Wir müssen uns nicht nur als ein Team verstehen, sondern wollen uns auch gegenseitig fördern und Spaß an unserer Arbeit haben. Das ist ein wunderbarer Beruf. Gerade jetzt, wo die Gäste nach dem Lockdown wieder ins Restaurant kommen, merke ich, wie glücklich sie sind. Ein Restaurantbesuch, das was früher ganz normal war, wird wieder als das wahrgenommen, was er auch sein kann: etwas ganz Besonderes, auf das man sich freut. Und es ist schön, Menschen durch Genuss glücklich machen zu können. Die JRE verkörpern hier genau das: Spaß und Leidenschaft für ausgezeichneten Genuss..“

Heroes – JRE Kongress mit Nachhaltigkeit

Welche Projekte stehen für die Zukunft an?

Harald Rüssel: „Unter unserem gegenwärtigen Präsidenten Alexander Huber sind eine Menge Dinge entstanden. Er hat schon jetzt eine wunderbare Arbeit geleistet. Die JRE-Genusslabore, das JRE-Genussnetz und die JRE-Genussakademie sind tolle Möglichkeiten, um sich untereinander zu fördern und auszutauschen. Die Eigenständigkeit der JRE sollte in Zukunft noch mehr herausgestellt werden. Meiner Meinung nach sollten wir zum einen den Austausch zwischen den erfahrenen und den jungen, kreativen Mitgliedern stärken. Denn wenn man bedenkt, welche Erfahrungsschätze wir in unseren Reihen haben, dann liegt es einfach auf der Hand, dass man hier den jungen Mitgliedern noch einige Dinge vermitteln kann. Auf der anderen Seite sollten wir sicherlich verstärkt auf großen Veranstaltungen präsent sein, oder selbst welche durchführen.“

Joshua Leise: „Nun, zunächst bin ich froh, dass meinen Azubis nun auch die Möglichkeiten, die die Jeunes Restaurateurs bieten, offenstehen. Das hier gelebte Miteinander und der Austausch sind sehr wichtig, auch um engagierte Menschen für die Gastronomie zu begeistern. Ich denke, in Zukunft sollten wir uns verstärkt mit dem Thema Nachwuchs und Personal beschäftigen, aber auch das Thema Nachhaltigkeit steht für mich weiterhin auf dem Zettel..“

Alexander Huber: „Aktuell müssen wir große Anstrengungen gegen den Fachkräftemangel in unserer Branche unternehmen. Dies sowohl durch Angebote wie unsere Genuss Akademie, aber auch zunehmend durch digitale Unterrichtsmodule, da sind wir auf einem guten Weg, Im September des nächsten Jahres erwarten wir 350 JRE Mitglieder in Berlin. Auf unserem Kongress werden wir mit unseren Kolleg*innen aus ganz Europa über die Zukunft der Branche und über Lösungen für die großen Herausforderungen sprechen. Der Titel wird lauten „Heroes“ – genauso wie der legendäre Song, den David Bowie während seiner Zeit in Berlin geschrieben hat.“

Alexander Huber

Alexander Huber betreibt den Gasthof Huberwirt in Pleißkirchen in 11. Generation. Für seine innovative Interpretation traditioneller Gerichte wurde er 2014 zum ersten Mal mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet. Diese Auszeichnung hält er seitdem ununterbrochen. Seit 2018 ist er Präsident der JRE Deutschland.

Gerade ist sein Buch: „Bayerische Küche vom Feinsten“ erschienen.

Joshua Leise

Der 1995 geborene Joshua Leise absolvierte seine Ausbildung ab 2014 im Söl'ring Hof bei Johannes King und Jan-Philipp Berner (**). Im September 2017 wechselte er zu Jan Hartwig ins Münchner Restaurant Atelier (***). 2018 wurde Joshua Leise mit 23 Jahren Küchenchef im Restaurant Mural in München. 2020 wurde das Mural mit einem Michelinstern ausgezeichnet. Joshua Leiseist aktuell das jüngste Mitglied der JRE.

Harald Rüssel

Zusammen mit seiner Ehefrau Ruth betreibt Harald Rüssel seit 1992 das „Rüssels-Landhaus“.

Kennengelernt haben sich die Vollblutgastronomen in den Schweizer Stuben, bei keinem Geringeren als Koch-Legende Dieter Müller (***). Ihr stilvolles Hotel beherbergt neben dem Restaurant Hasenpfeffer auch ein Gourmetrestaurant, das mit 17 Punkten im Gault Millau und 1 Stern im Guide Michelin ausgezeichnet ist. Soeben ist das neue Buch von Harald Rüssel „Wild – Wald – Genuss“ erschienen.

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